Presseinformationen
08.05.2015 - Ein Leben für den Mitmenschen
AWO Offenbach gedenkt Gründerin Gretchen Steinhäuser zum 60. Todestag
Offenbach. Am 12. Mai erinnert die AWO Offenbach einer der „edelsten Mitbürgerinnen Offenbachs" wie es der damalige Oberbürgermeister Dr. Hans Klüber in seinem Nachruf 1955 feststellte.
Die 1874 geborene Gretchen Steinhäuser war eine für ihre Zeit politisch und gesellschaftlich ungewöhnlich engagierte Frau. Bereits 1908 organisierte die leidenschaftliche SPD-Politikerin die erste Walderholung in Offenbach - damals noch im Auftrag der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). Aus diesem Angebot entstand über die Jahre die traditionelle Stadtranderholung der AWO.
1919 gründet Gretchen Steinhäuser dann die Arbeiterwohlfahrt in Offenbach. Auch den Arbeitersamariterbund und die örtliche SPD prägt sie mit ihrem Einfluss. Der Erste Weltkrieg tut ihrem Engagement keinen Abbruch. Unermüdlich arbeitet sie in der Kriegswohlfahrtspflege und wird bei den Menschen in der Stadt schließlich als „Mutter von Offenbach" bekannt.
In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg ereilen Gretchen Steinhäuser schwere Schicksalsschläge. Nach einer Kehlkopfoperation 1926 kann sie keine öffentlichen Reden mehr halten. Dennoch arbeitet sie politisch weiter für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. 1932 verliert sie ihren zweiten Ehemann. Dennoch lässt ihr Engagement für die Offenbacher AWO nie nach. Nach dem Verbot der AWO in Offenbach darf Gretchen Steinhäuser ab 1933 die Stadt nicht mehr verlassen. Sie muss sich täglich zweimal bei der Polizei melden. 1944 wird schließlich ihr Haus bei einem Luftangriff zerstört.
Nach Kriegsende ist Margarethe Steinhäuser 70 Jahr alt. Sie hat wie so viele fast alles verloren, nur ihr Engagement für die Schwachen und Benachteiligten ist ihr geblieben. Mit ihren Freundinnen Else Herrmann und Marie Herber baut sie ab 1946 die Offenbacher AWO wieder auf und legt damit einen neuen Grundstein für die heutige Arbeit der AWO. Unermüdlich sorgt sie dafür, dass gerade die Kinder mit dem Nötigsten versorgt werden. Stundenlang stand sie bei der Stadtranderholung im Hainbachtal in der Küche oder an der Gulaschkanone und versorgte die oft unterernährten Kinder. Viele ältere Offenbacher können sich noch gut an die Frau mit der markanten Stimme erinnern.
Auf dem Gelände im Hainbachtal, auf dem die AWO seit 1949 ihren Sitz hat, arbeiten heute zahlreiche haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter daran, Gretchen Steinhäusers Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit näher zu kommen. Die verschiedenen Ambulanten Dienste, die Werkstatt für Menschen mit Behinderung wie auch die Freizeit- und Erholungsangebote haben immer auch benachteiligte Mitmenschen im Fokus und wollen ihnen das Leben erleichtern.
So ging zwar Gretchen Steinhäusers Leben am 12. Mai 1955 zu Ende, aber ihr Leben für die Mitmenschen wirkt bei der AWO Offenbach noch heute nach.
Foto:
Vorstand und Geschäftsführer der AWO Offenbach erinnern vor der heutigen Geschäftsstelle
der AWO im Hainbachtal an die Gründerin Gretchen Steinhäuser
(v. li. nach re. Kurt Henninger, 1. stellv. Vorsitzender, Thomas Ruff, Geschäftsführer,
Kurt Herrmann, Vorsitzender, Hans Jürgen Best, Geschäftsführer)